Veranstaltung 325 Jahre Stadtbrand Kirchheim unter Teck

 

Im Rahmen der Goldenen Oktobertage und der Veranstaltung „325 Jahre Stadtbrand in Kirchheim unter Teck“ am Sonntag, den 27. September 2015, präsentierte der Verein der Freunde und Förderer der historischen Feuerwehrtechnik der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim unter Teck, historische Löschgeräte und Löschfahrzeuge aus dem Feuerwehrmuseum Kirchheim in Aktion.

 Zur Veranstaltung 325 Jahre Stadtbrand wurden die Fahrzeuge vom Feuerwehrmuseum auf den Kirchheimer Marktplatz gefahren und zur Präsentation aufgestellt. Zur Eröffnung der Veranstaltung spielte der Spielmannszug der Feuerwehr Kirchheim unter Teck verstärkt mit Spielleuten der Spielmannszüge Notzingen und Bernhausen. Vereinsvorstand Helmut Eiting begrüßte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker als Schirmherrin der Veranstaltung, sowie die Bundestagsabgeordneten Arnold und Gerstel, die Landtagsabgeordneten Schwarz und Zimmermann, Dr. Baumann vom THW Ortsgruppe Kirchheim und den Abteilungsausschuß der Feuerwehr Abteilung Nabern mit Abteilungskommandant Markus Helfert mit dem Stellvertretender Ortsvorsteher Rainer Kneile.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker erinnerte an die Brandkatastrophe vor 325 Jahren und stellte fest, dass heute die Gebäude der Stadt nicht mehr so eng gebaut sind und heute die Freiwillige Feuerwehr Kirchheim unter Teck so gut ausgestattet ist, dass eine Brandkatastrophe wie vor 325 Jahren heute ausgeschlossen werden kann.

Nach weiteren Musikstücken des Spielmannszuges wurde die neu restaurierte Handdruckspritze aus dem Jahre 1882 vom Vorstand des VFH Helmut Eiting an den Abteilungskommandanten Markus Helfert und Ausschuss der Feuerwehr Abteilung Nabern übergeben 

Am frühen Nachmittag starteten die historischen Übungen nach der Vorführung der Kinder-und Jugendfeuerwehr mit der durch anwesenden Bürger gebildeten Eimerkette, wie in der seit 1574 in Kirchheim unter Teck bestehenden Feuerlöschordnung als Bürgerpflicht bei Häuserbränden festgelegt, mit Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker, Stellvert. Ortsvorsteher Kneile, dem City-Ring-Vorstand Bantlin und weiteren jungen Bürgern. Sie hatten einen in kurzer Zeit einen Löscherfolg bei der brennenden Hütte. 

Nachdem der Brand wieder aufflackerte wurde wie nach dem Jahre 1849 die Feuerwehr mittels Glockenläuten zum brennenden Haus alarmiert. Hier kam die Spritzenmannschaft der Naberner Feuerwehr mit der Kurtz-Handdruckspritze zum Brandort gelaufen und setzte auf Anweisung des Spritzenleutnants Andreas Jakob die Handdruckspritze in Betrieb und baute einen Löschangriff mit einem Strahlrohr auf. Die Handdruckspritze wurde mit der Eimerkette vom Marktbrunnen durch die Feuerwehrmänner und Bürger mit Wasser gefüllt. Nachdem genügend Wasser im Wasserkasten war und die Pumpenmannschaft die Handdruckspritze in Betrieb genommen hatte konnte der Löschangriff vom Löschtrupp erfolgreich durchgeführt werden.

Beim erneuten Brand wurde die Feuerwehr mittels Handsirene alarmiert. Mit weit hörbaren Hufschlag und metallen Laufgeräusch wurde die Magirus Dampfspritze mittels Pferdegespann zum Einsatzort gezogen, wie dies bei der 1907 beschafften Dampfspritze in Kirchheim war. Der Heizer der Dampfspritze hatte auf der Anfahrt schon angeheizt und man hörte auch am Pfeifenton, dass die Dampfspritze anfährt.

Die Kommandantin Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker übergab nach dem Abspannen der Pferde das Kommando an den Leutnant Hans-Peter Jüstel. Nach dem Antreten der Löschmannschaft hatte der Wassertrupp die Aufgabe die Saugleitung vom Brunnen zur Dampfspritze aufzubauen.  Hier kuppelte der Maschinist die Saugleitung an die Dampfspritze. Der Löschtrupp verlegte seinen Schlauch von der Dampfspritze zum Brandhaus und schraubte das Strahlrohr an und meldete an den Maschinisten „Wasser marsch“. Der Maschinist der Dampfspritze öffnete das Ventil, damit der Löschtrupp mit dem Löschen des Brandes beginnen konnte. Die Zuschauer erkannten, dass für den Einsatz der Dampfspritze wesentlich weniger Personal  benötigt wird und die Leistungsfähigkeit der Dampfspritze ein vielfaches der Handdruckspritze ist. Auch der Löscherfolg war schnell sichtbar.

Als weiteres historisches Löschfahrzeug der Feuerwehr wurde vom VFH den Zuschauern die Magirus Kraftfahrspritze KS20 der Fa. Kolb und Schüle, aus dem Jahre 1923, präsentiert. Schon am Motorengeräusch und dem Ton der Fahrzeugglocke wurde erkannt, dass hier ein großes Löschfahrzeug zur Brandplatz fährt.   Der Gruppenführer lies die Mannschaft antreten um die Befehle für die Trupps zu erteilen. Der Wassertrupp hat die Wasserversorgung vom Hydranten zum Löschfahrzeug aufzubauen. Der Schlauchtrupp den Verteiler und den C-Schlauch für den Angriffstrupp, welcher dann das Strahlrohr anschloss um nach seinem Befehl „Wasser marsch“ das brennende Haus zu löschen.Der Wassertrupp und Schlauchtrupp übernahmen auf Befehl des Gruppenführers die Abschirmung der Nebengebäude. Die Zuschauer sahen, dass dieses Löschfahrzeug wesentlich leistungsfähiger und schneller einen Löscherfolg  bot als die Dampfspritze.

 

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Der VFH zeigte auch die Entwicklung der Drehleiter in den letzten 100 Jahren auf. Begonnen hat die Fa. Magirus in Ulm und die Fa. Lieb in Blaubeuren mit dem Bau der fahrbaren und mechanisch aufstellbaren Holzleiter.

Die auf dem Marktplatz ausgestellte Holzleiter, Bj. 1932, der Feuerwehr Holzmaden hat eine Einsatzhöhe von 12 m und wurde entweder von Hand gezogen oder dann später für das Anhängen an einen Traktor umgebaut.

   

Den Zuschauern wurde  in der Markstraße von Mitgliedern des VFH zusammen mit Feuerwehrmitgliedern der Feuerwehr-Abteilungen Kirchheim Stadtmitte, Jesingen und Ötlingen die Entwicklung der Feuerwehrdrehleitern in Aktion aufgezeigt. Als erste Drehleiter wurde die Daimler Benz Drehleiter LDL 17, Baujahr 1941, ehemals von der Wendlinger Baumwollspinnerei Heinrich Otto u. Söhne für die Werksfeuerwehr beschafft, präsentiert. Diese vom VFH restaurierte Drehleiter hat wieder die Originallackierung in grüner Farbe , da alle neu produzierten Feuerwehrfahrzeuge im Zeitraum von 1938 bis zirka 1945 (auf Erlass ab 1938) in grüner Lackierung, da der Feuerlöschpolizei zugeordnet, ausgeliefert wurden.

 

Als nächstes Fahrzeug fuhr die Magirus Drehleiter DL 25, welche bis 2002 in der Abt. Jesingen im Einsatzdienst war und heute auch im Feuerwehrmuseum steht, in die Markstraße. VFH-Vorstand Helmut Eiting erläuterte den Zuschauern, dass bis zur Beschaffung dieser hydraulisch betriebenen Drehleiter Magirus DL 25, im Jahre 1961, für die Feuerwehr Abteilung Kirchheim Stadtmitte, diese das im Jahre 1937 beschaffte Fahrzeug mit einer aufgebauten Holzleiter im Einsatz hatte. Dieser auf dem Magirus Fahrgestell aufgebaute Holzleiterpark war der Leiterpark der für die Feuerwehr Kirchheim 1908 beschafften Holzschiebeleiter (ähnlich der Holzmadener Holzleiter). Die Stadtverwaltung finanzierte bei dieser Beschaffung, in 1937, nur das Transportfahrzeug und keinen neuen Leiterpark. Die Jesinger Feuerwehrmänner konnten nun zeigen, dass diese hydraulisch betriebene Drehleiter wesentlich schneller in Stellung gebracht werden kann und auch eine höhere Einsatzhöhe bietet.

Im Anschluss zeigten die Ötlinger Feuerwehrmänner die im Jahre 1969 beschaffte Mercedes Benz Drehleiter DL 18 mit dem Leiteraufbau der Firma Bachert. Von dieser Drehleiterausführung kamen nur 3 Exemplare in dieser Ausführung zur Auslieferung. Der Bachert-Leiteraufbau aus Stahl ist ebenfalls als 3-teilig manueller Aufrichtbetrieb konzipiert und hat eine Länge von 18 m. Diese Drehleiter DL 18 war bei der FFW Kirchheim, Abteilung Ötlingen, stationiert und hat sich dank ihrer Wendigkeit und einfachen Bedinbarkeit bei ihren Einsätzen in der Kirchheimer Altstadt vor allem in den engen Straßen bestens bewährt, welches die Zuschauer nachvollziehen konnten.

Mit der vierten Drehleiter wurde den Zuschauern die neueste Drehleitertechnik mit der computergesteuerten hydraulisch betriebenen Drehleiter mit Gelenkteil und Rettungskorb der Feuerwehr Kirchheim präsentiert. Diese Drehleiter DLA(K) 23-12 wurde für die FW Kirchheim im Jahre 2011 beschafft. Die Ausstattung mit einem Rettungskorb mit 400 kg Traglast zeigt den heutigen Schwerpunkt der Drehleiter zur Menschenrettung. Wobei die Drehleiter für die technische Hilfeleistung und Brandbekämpfung ebenfalls gut ausgestattet ist. Die Kirchheimer Feuerwehrmänner zeigten den Zuschauern eindrucksvoll den Einsatz dieser Drehleiter und somit die heutige Einsatzmöglichkeit und Technik der Drehleiterentwicklung nach über 70 Jahren.

Die Besucher der Veranstaltung „325 Jahre Stadtbrand Kirchheim unter Teck“  hatten somit neben der Geschichte der Feuerwehrtechnik auch einen Einblick in die heutige technische Ausstattung und Rettungsmöglichkeiten der Feuerwehr erfahren können und sahen, welche historischen Feuerwehrgerätschaften im Feuerwehrmuseum Kirchheim stehen.